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Toureninfo:

"Schneekarturm SO Pfeiler"
begangen von Bernhard am 2021-10-02
Gebiet:
Gesäuse
Berg:
Schneekarturm
Schwierigkeit:
6+
Exposition:
SO
Absicherung:
BH/NH abschnittweise forderd
Zusätzliche Angaben:
Mit Roni in Wechselführung bei herrlichen frühherbstlichen Bedingungen - warm und trocken. Einzig der mittags langsam aufkommende Südföhn, der sich in der Höhe alles andere als warm anfühlte, gab der Unternehmung ein wenig von der mindest-notwendigen alpinen Strapaze.
Der Jahreszeit entsprechend machten wir uns recht spät erst auf den Weg zum Wandfuß. Die Sonne hatte Zeit den Fels zu wärmen. Am besten folgt man dem Weg zur Hesshütte weit genug hinauf, um waagrecht zur Einstiegsrampe queren zu können, damit kann man sich die sehr unangenehmen Schotterbedingungen dort sparen. Los gehts rechts der ausgeprägten Höhle an der Rampe oben. Schon in der ersten SL wird klar, dass die Bewertungskriterien der Route ziemlich scharf sind! 1 und 2 wurden empfehlenswerter weise zusammengehängt. Roni löst den anstrengenden, anhaltenden 6+ Riss im Vorstieg souverän, wiewohl nicht ohne Stöhnen - die Form stimmt bei uns beiden - bei ihm ist sie geradezu überragend! Danach entscheiden wir uns für die ausgeprägte, rechts wegführende Rampe; mit engagierter 5er Bewertung immer noch herausfordernd genug. Hier gäbe es auch eine steilere 6+ Variante in annähernd senkrechten Platten, die wir uns vielleicht ein andermal anschauen werden. Man erreicht ein breites Band von dem sich eine Art Headwall aufbaut. Über gestuften Fels erreicht man (Roni) einen ersten BH, von dem es ziemlich fizzelig nach links oben abzubiegen gilt (gerade rauf verläuft die "Dir.SO-Pfeiler"). Über unangenehm geschichtete Plattenstrukturen steuert man die hellbraune Verschneidung an und freut sich über die sporadisch auftauchenden Althaken. Zu Beginn der Verschneidung befindet sich der erlösende BH (wenn man ihn findet). Vom Stand geht´s wieder, für die 6- Bewertung überraschend würzig weiter Richtung links zu einem BH und dann praktisch waagrecht hinüber zu einem unscheinbaren Dach, unter dem man immens ausgesetzt an alten NH hindurchquert zum BH-Stand direkt unterhalb einer steilen, offenen, grasigen, oft nassen und ein wenig bröseligen Rissverschneidung, die bloß mit NH abgesichert ist. Klingt nicht besonders einladend - ist es auch nicht. Roni steigt vor, sicher und bedacht und braucht kaum zusätzliche Sicherungsmittel (hier war vor Jahren bereits auch Jakob ziemlich gefordert). Als (neuerlicher) Nachsteiger kann ich bestätigen: unangenehm, anstrengend, abdrängend, anhaltend bis zeitraubend, weil die Suche nach den notwendigen Kanten im Verschneidungsinneren und die diversen Umpositionierungen entsprechend lange dauern - in solchen 6- Längen lohnt sich dann das Ausdauertraining und eine gewisse Leistungsreserve (hier zum Beispiel durchaus in den unteren 7. Grad hinein!) Die nächste SL wird nicht viel leichter (auch wieder "bloß" 6-), vor allem nicht im unteren Teil, wo es nach dem letzten der drei NH in eine Art Kaminverschneidung mit einem Faustriss am Grund geht. Hier gilt es engagiert und mutig wegzuklettern und darauf zu vertrauen, dass 5+ auf der Topo steht. Für Mobiles fand ich kaum Platz und Zeit ist keine zu verschwenden, weil es abdrängt. Erleichterung bringen die Kanten im Faustriss! Danach steigt man in einen finsteren Kamin mit Gehgelände bis zu einem Steilaufschwung. Der in der Topo (Xeis-Auslese) verzeichnete "Stand" besteht aus einem, vll. 2 alten BK, der sich allerdings mit Cams beruhigend optimieren lässt. Auch die letzte SL fanden wir durchaus anspruchsvoll, vor allem über den leichten Überhang am Beginn des Schluchtgrundes und dann der Ausstieg aus dem Schluchtkamin nach rechts. Hier sollte man sich am Besten auch gleich nach rechts an die Kante orientieren, wo sich der Abseil-Schwerlastanker befindet.
Beim Abseilen gehts zumeist über eine Kante ins supersteile Nirvana hinunter. In freier Fahrt mit wenig Felskontakt kommt man recht flott dort an, wo das Seilende schon liegt. Superspektakulär die letzte Abseilfahrt vom zweiten Schichtband die ganzen 60 Meter bis zur Einstiegsrampe runter. Wir hatten Glück beim Abziehen, nachdem sich das weit oben verklemmte untere Seilende dann doch noch irgendwie gelöst hat.
Am sonnigen, ruhigen Wandfuß wurde uns erst wieder bewusst, wie nervig starker Wind sein kann.
Fazit: eine empfehlenswerte, anspruchsvolle, ausgesetzte Route auf einen spektakulären Obelisken, in tollem landschaftlichen Ambiente, für gefestigte 6er Kletterer - mit Abseil-Extrabonus.

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