Toureninfo:
- Tourenname
- "Fliegender Holländer"
- Begehung
- begangen von Bernhard am 2020-09-22
- Gebiet:
- Berchtesgadener Alpen
- Berg:
- Alpawand
- Schwierigkeit:
- 7-
- Exposition:
- NW
- Absicherung:
- BH - gut
- Zusätzliche Angaben:
- Mit Roni in Wechselführung an einem feinen spät-Spätsommertag (um 15:30 war Herbstbeginn!) bei überraschend guten Bedingungen eigentlich - weil die Aussichten waren trüb... In der Tourenbeschreibung heißt es "nach Regen mindestens 2 Tage trocknen lassen". Nun, wir reisten bei schönstem Wetter an, als sich punktgenau über dem Klettergebiet dunkle Wolken zusammenbrauten. Erst Blitze, dann, als wir beim Wirten saßen, prasselte es heftig und als wir uns ins Auto legten, regnete es immer noch. Wir hatten wenig Hoffnung. Den Zustieg über Fahrweg und gut markiertem Alpasteig findet man auch mit der Stirnlampe leicht, allerdings heißts am Rechtsabzweig zum Wandfuß aufpassen. Beim Holzschild "Alpagatterl" waren wir man schon ein paar Meter zu weit. Wenn man schaut, ist der ausgetretene Steig aber nicht zu übersehen. Dort Rucksackdepot und ein paar hundert Meter zum Einstieg mit Metallplättchen. Angesichts der patschnassen, dreckigen Einstiegsschrofen verwarfen wir schnell unsere Ambitionen für die "Der Sonne entgegen" und verlegten auf den "Fliegenden Holländer". Die erste SL ist gleich ein wenig prototypisch für die gesamte Route: erdig-alpin, ein wenig schmutzig, viel Vegetation. Wer sowas gar nicht mag, wird hier nicht glücklich. Roni meistert dann den heftigen 7- Einstiegsüberhang der 2. SL im Vorstieg. Auch hier noch nass mit gatschigen Flechten, aber mit Trittschlinge funktioinierts und oben schließt noch recht nette Kletterei an. Im Nachstieg muss ich alles geben, um drüber zu kommen. Mit 6-A0 wird es sich wohl nicht ausgehen, vor allem, wenn man die Trittschlinge nicht hängen lassen will. In der 3. SL geht's dann schon die breite Rampe hoch, auf der die Wand in dieser Route im wesentlichen begangen wird. Schrofenhatscher, unterbrochen von einer Steilstufe in der 4. SL mit ein paar anregenden Zügen. 5. SL wieder Wühlen im Geröll. Die 6. SL folgt der Rampe weiter, es steilt aber an und bringt einige Klettermeter. In SL 7 und 8 sind Steilstufen im 5. Grad zu überwinden, die diese Bewertung redlich verdienen. Darauf folgt wieder eine schrofige 4er Länge. Ab hier kriegt man erst so richtig einen Eindruck von den Dimensionen der Alpawand. Links die senkrechten Plattenfluchten durch die sich die "Sonne entgegen..."-Linie zieht - sehr beeindruckend übrigens und irgendwie sind wir froh, dass wir da jetzt nicht herumhängen - aber nur, weil es in den Rillen noch nass ist! Rechts klettert man in der 10. SL um eine Kante (für 6- ziemlich engagiert!) und sieht in die gnadenlos steile, 500 Meter abfallende, zentrale Wandflucht hinein. Zum Stand direkt unterhalb der "Headwall", der Schlüssel-SL. Roni macht das vorne weg - sehr motiviert und sehr erfolgreich - bis auf einmal Rasten. Diffizile, steile Plattenschleicherei mit winzigen Kanten für die Finger, die ausgecheckt werden wollen. Diese SL und das Ambiente hier im "Adlerhorst" sind wirklich außergewöhnlich und entschädigen für die alpine Ruppigkeit des Anstiegs. Die vorletzte SL überrascht mich mit weiten Hakenabständen und der bisher ungewohnt glatten, "auflegerischen" Felsstruktur. Hier ist nochmal ein wenig Kaltblütigkeit gefragt. Im oberen Teil dann nicht die flachen Wasserrillen zum Stand hoch (das würde weit, grifflos und heikel), sondern unter der Latsche kurz nach rechts queren, dort hinauf und nach links zurück zum Stand. Blockig zum Ausstieg und gemütlich über Wald und Alm (Markierung), zum Einstieg zurück. Das Wetter hat gehalten. Erst jetzt realisieren wir die Mächtigkeit der Alpawand, die in der Früh in Nebel gehüllt war.
Ein ausgefüllter Klettertag - ein wenig höher auf der alpinen Skala, als üblich.
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