Toureninfo:
- Tourenname
- "Stangenwand Südostwand 'Schinko'"
- Begehung
- begangen von Peter am 2015-08-09
- Gebiet:
- Hochschwab
- Berg:
- Stangenwand
- Schwierigkeit:
- 7 (6 obl.)
- Exposition:
- SO
- Absicherung:
- gebohrt, mobiles Zeug nötig!
- Zusätzliche Angaben:
- Mit dieser Tour ist ein großer Traum von mir in Erfüllung gegangen, weshalb ich hier von ihr berichten möchte, obwohl die Begehung schon ein paar Jahre her ist.
Die Stangenwand SO-Wand wurde von Raimund Schinko, Fritz Sikorovsky und Otto Pschenitschnik 1938, erst im 5. Versuch erstbegangen.
Sie ist eine der beiden Pausetouren (extremer Fels) am Hochschwab und gelang zusammen mit Dieter erst beim 2. Versuch.
Davor der 1.Versuch mit Peter K. am 29.8.14.
Damals Abbruch schon in der 1. SL wegen Nässe, obwohl es davor 30 Stunden trocken und sonnig war und auch die gesamte restliche Stangenwand bereits trocken war!
Wie sich herausstellte, war der Kamin in der 1. SL aber noch komplett nass.
Der Rückzug nach einer halben von Peter gekletterten SL war damals ziemlich heikel, da er alles abklettern musste.
Einige Daten:
Die Tour misst 11 SL, ist gut abgesichert, alle Stände gebohrt, Zwischenhaken oft auch gebohrt, aber auch viele NH anzutreffen.
Oft aber relativ weit gesichert, sodass mobiles Material dabei sein muss!
Wir hatten Cams 0,3 bis 3 mit sowie ein Komplettsortiment an Keilen.
Mittlere Keile hätten gereicht, Cams waren sehr wichtig.
Ich hatte für den Notfall auch meine 2 Hooks dabei..
Ein 4er-Cam ist in der Tour auch brauchbar, wobei ich bei einem 4er, vor der Entscheidung ihn mitzunehmen oder nicht, natürlich immer den Faktor Nutzen/Sicherheit dem Faktor Gewicht gegenüberstelle.
Die Tour ist mit 7 (6 obl.) bewertet, misst lt. Schall 370 Klettermeter und 320 Hm.
Den Zustieg empfand ich in der Endphase (Ri. Helilandeplatz rauf) nicht so anstrengend wie das Jahr davor.
Andererseits schwitzte und keuchte ich weiter unten (nach dem Wald) schon sehr. Es war sehr heiß und die Höhe war natürlich auch ein Thema.
Andererseits fühlte ich mich in der Tour irgendwie kraftlos. Besonders am Anfang.
Vielleicht eine Mischung aus Höhe, noch vorhandener Sonne und extremer Aufregung.
Bzgl. Zustiegsendphase war es übrigens gut, zuletzt (NACH dem Aufschwung NACH dem Helilandeplatz… also beim 2. Aufschwung nach dem Heliplatz!) nicht nochmal nach rechts zu gehen, bevor man noch einmal nach oben klettert, sondern einfach weiter am Rücken nach oben Richtung Wand (Begehungsspuren gut sichtbar).
Schwierigkeiten und SL:
1. SL, 5, 25 m, stieg ich vor, diesmal war die ganze Wand praktisch trocken, so war auch die mit nur 1 NH abgesicherte 1.SL kein allzu großes Problem. Ich legte einen KK und danach, wenn ich richtig erinnere, noch 2 Cams.
2. SL, 6-, 45 m, Dieter Vorstieg.
Für Dieter die anspruchvollste Länge der ganzen Tour. Er brauchte hier auch richtig lange. Diese Aussage von Dieter bekommt besonders Gewicht, wenn man sich vor Augen hält, dass er idR zumindest bis SG 7 onsight klettern kann!
Grund: Die BH-Abstände waren hier viel weiter als im Rest der Tour. Etwa 4 bis 5 Meter wäre meine Schätzung, dies im gleichbleibenden 5er bis oberen 5er, 6- Gelände in einem Kamin.
Aus tlw. unguten Kaminkörperpositionen musste Dieter hier eben des Öfteren auch selbst was legen.
Nach der 2.SL verlässt man die Kaminverschneidung nach rechts.
Wir fragten uns, warum man nicht den machbar aussehenden Riss bzw. Verschneidung direkt nach oben weiterverfolgt…
Dieter meinte, Schinko hätte dies sicherlich probiert.
3.SL, 6-, 25 m und 4.SL, 6, 15 m
Diese SL legte ich im Vorstieg zusammen.
Gleich zu Beginn musste ich bei der ersten Exe reingreifen, da ich zu hoch an- oder eingestiegen war.
Jedenfalls ungute Stelle direkt nach dem ersten BH, kurz nix gscheits zum Steigen und Greifen in der Rechtsquerung!
Danach ist die 3. SL wie im Topo beschrieben öfter blockig und nicht sehr fest, zieht weit und ausgesetzt nach rechts die Wand hinaus und dann nach oben zum Stand, welchen ich überkletterte und gleich noch die 15 m der 4.SL anschloss, zuletzt im 6.Grad (gewusst wo! eher links!), rauf zum Stand vor der berühmten Querungslänge.
Irgendwo in dieser luftigen 3.SL, in der ich viel Angst hatte, hab ich auch unter Mühen (zuerst die falsche Größe probiert und diesen dann nur schwierig tauschen können) einen moralisch wichtigen Friend gelegt.
5. SL, 7, 30 m
Dieter stieg vor und konnte die Länge punkten!
Wirklich beeindruckend für mich, wie souverän er hier an der glatten, schwierigen Schlüsselstelle war und vor allem in dem Terrain dann im Vorstieg noch die Übersicht bewahrt hat… muss man erstmal hinkriegen, in der Vorstiegsspannung herauszufinden, dass man an der Crux runtersteigen muss und die etwas schwer zu sehenden Untergriffe mitzuverwenden.
Zuletzt wird die Querung (nach dem BH plus Schnapper mit 2 Bandschlingen, wo man die Pendelquergangsvariante ansetzen würd) immer schwieriger.
Zum nächsten BH, um die Kante herum, ist es recht weit und man kann sich keinesfalls, quasi von BH/Exe zu BH/Exe hanteln.
Ich vermute, dass mich – wäre ich dies vorgestiegen – an der Kante der Mut verlassen hätte und ich zurückgestiegen wäre und ich wäre (mit einem schwächeren KP) dann doch den Pendelquergang geklettert.
Ich konnte auch im Nachstieg die Stelle nicht frei durchklettern, sondern musste am letzten schweren Zug in die hängende Exe fassen, die ich von meiner Position schon greifen konnte. Gelöst hätte ich das Problem wahrscheinlich nur, wenn ich einen Untergriff erreicht hätte, mithilfe dessen ich weiter hinabsteigen hätte können und so dann den Zielhenkel erreichen hätte können. So hats jedenfalls Dieter gemacht.
Ich glaube, diese Abfolge kommt zweimal hintereinander: Nach links absteigen mit Hilfe von Untergriff und dann das Gleiche nochmals.
6.SL, je nach Topo 6+ bzw. 6+/7-, für mich eine 7-, 35 m,
Wie auch immer, meine Leistung in der Quergangslänge war mMn ganz gut, allerdings verlor ich dabei viel Kraft in den Unterarmen und auf mich wartete dann eine extrem kraftige 6.SL, die am Beginn nach rechts oben - unterhalb eines Überhangs - in einen Riss hineinführt.
Diese Stelle war sehr dicht eingebohrt und daher gottlob sehr gut A0 machbar.
Denn ich musste sowohl beim 2. (kurz nach Ende des Daches) als auch beim 3. BH (im Riss) rasten.
Das Ding war, es gab sehr gute Griffe, jedoch war es sehr steil bzw. überhängend und anfangs – aus dem Überhang raus, gab es einfach keine Tritte mehr… und die Kraft, das trotzdem zu ziehen, hatt ich einfach nimmer.
Danach wurde es langsam leichter, zuerst etwa 6, dann aus dem Riss heraus in 5er-Gelände.
Dieter konnte diese Länge im Nachstieg auch im ersten Versuch frei durchklettern, so wie -wie gesagt- die ganze Tour.
7.SL, 5+, 30 m,
Diese SL war mehr bewachsen, machte keine großen Probleme und ich fand sie schön zu klettern.
Verschneidung. Dieter stieg vor.
8.SL, 6-, 40 m,
Ich stieg den ‚berühmt berüchtigten‘ Mooskamin vor, der meist nass ist.
Wir trafen am Zustieg auf eine Seilschaft, die 'Renaissance', 7+/8- (7- obl) in der SW-Wand klettern wollten.
Einer der beiden kletterte das Jahr davor den Schinkoklassiker (einzige Begehung 2014 lt Gipfelbuch, wir waren lt. Buch heuer die 4.Seilschaft, die die Tour kletterten) und sagte, der Mooskamin war die heikelste SL.
Ich wusste also, worauf ich mich einzustellen hatte, sollte der Kamin nass sein.
Aber es stellte sich heraus, dass er TROCKEN war. Ich war sooo happy. :-)
Es hat richtig Spaß gemacht, die Länge zu klettern.
In der Mitte der Länge ist eine schwierige Stelle, wo es ziemlich glatt und fast griff- und trittlos ist. Hier war Kaminstemmtechnik gefragt, soweit ich mich erinnere.
Jedenfalls kann ich mir vorstellen, dass diese Stelle bei Nässe (und die gibt es offenbar dort zumeist) sehr ungut ist.
Dreckig wird man da sicher sowieso.
Nach etwa 2/3 des Kamins geht es nach rechts raus. Die BH weisen den Weg.
Auch diese Querung ist sehr cool und nicht allzu leicht, dann nach oben und nach dem letzten schweren Zug hab ich kurz etwas lauter gejubelt, da ich wusste, dass es damit geschafft war (was ich längere Zeit kaum glauben konnte)…
Danach kamen noch 3 Ausstiegslängen, zw. SG 1 und 3, die keine Zwischenhaken mehr hatten, jedoch noch jeweils ein BH am Stand.
Gegen 18.15 waren wir dann oben und brauchten mit etwas über 7 Stunden (inkl. der 3 Ausstiegslängen… man kann nämlich nach der letzten schweren 8.SL auch abseilen) etwa doppelt so lange wie im bergsteigen.com Topo veranschlagt…
Das Schall-Topo spricht von 4-5 Stunden.
Dies obwohl wir nicht gebrodelt hatten…
Der Gipfelbereich ist extrem schön mit ganz weichen, dichten Grasmatten, wo man super liegen kann. Gipfelkreuz gibt es auch.
Wir stiegen dann ab und fanden nicht gleich den richtigen Weg.
Es gibt zwar einen Normalweg rauf zum Gipfel, jedoch keinen ersichtlichen Weg vom Gipfelkreuz weg.
Man darf vom Kreuz aus gesehen nicht nach links weggehen (Ri. Westen, Richtung des Felsenfensters), sondern muss etwas schräg re. weggehen (ich denk, das ist in etwa in Ri. Norden).
Man sieht dann bald die ersten Steinmänner und bald einen Pfad, der dann bald zu einem Weg wird.
Kamen dann zum Rucksackplatz am Ende der Latschenzone zurück.
Davor sahen wir einmal Richtung langem horizontalen Grat beim Großen Beilstein (rechts der großen Erhebungen) am Horizont in weiter Entfernung, von der Abendsonne im Hintergrund (die nicht mehr sichtbar war) beschienen, zwei (vermutlich) Gämsen.
Es schien mir, als ob Gott in Form von 2 Gämsen auf uns niederschaute.
Dies sagte ich Dieter, der dies bestätigte.
Wir waren dann erst im Dunklen wieder beim Auto, gegen 21.30 und haben die Lampen 30 – 45 min verwendet.
Geklettert bin ich ohne Rucksack (die Kaminlängen sind rucksackfeindlich, vor allem die 2. Länge), aber es funktionierte auch einfach so mit Gurt ganz gut.
Die Flüssigkeit war ein wichtiges Thema.
Hatte so wie Dieter etwa 1,2 l Flüssigkeit in der Tour mit, was zu wenig war, da ich während der anstrengenden Phase in der Tourmitte Krämpfe in den Händen bekam, da ich zu wenig getrunken hatte. Magnesiumtabletten wären in dem Zusammenhang auch klug!
Als Resümee kann ich sagen, dass die Taktik voll aufgegangen ist, nach 1 Woche Trockenheit einzusteigen (am 2.8. NM das letzte Mal Regen in Aflenz lt. Statistik ZAMG). Das letzte Jahr, wo es 3 oder 4 Tage vorher stark geregnet hatte, hatte uns das gelehrt.
Bin bis zum heutigen Tag stolz, diese Tour geklettert zu sein.
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