Toureninfo:
- Tourenname
- "Hasenalarm"
- Begehung
- begangen von Bernhard am 2019-07-09
- Gebiet:
- Berchtesgadener Alpen
- Berg:
- Häuselhorn
- Schwierigkeit:
- 6
- Exposition:
- SW
- Absicherung:
- BH sehr gut
- Zusätzliche Angaben:
- Mit Roni in einer... manche würden sagen "typischen Bernhardtour". Aufbruch um 05.00, 3 Std Zustieg, 11 SL, davon 10 knackig, davon 7 waschelnass, saukalt, Nebel, Sichtweite - 2 Haken, oben eine steife Brise, eisharter Steilschnee in der Abstiegsrinne, heikle Schrofen, um 19.00 Uhr zurück beim Auto. Obwohl: wenn sich die Bedingungen nicht so elendig summiert hätten... hätte es eine richtig genussvolle Kletterei sein können.
Also: Trotz Regen an den Vortagen war die Wetterprognose eigentlich recht zuversichtlich... zumindest ab Mittag... eigentlich... Dann aber auch Regen in der Nacht und Wolken und Nebel in der Früh. Der Zustieg ist zwar recht lang, aber nicht ungemütlich, weil flach ansteigend, zuletzt ein wenig Geröll und Schrofen zum Einstieg hin. Alles leicht zu finden durch Wegspuren und Markierungen. Eigentlich ist nur die erste SL richtig leicht, eine 3er Rillenplatte - feucht. Die 2. SL war dann aber schon - nass. Noch nicht ganz durchgehend, die glatte, recht anstrengende 6- Einstiegs-Plattenverschneidung hatte nur ein paar Flecken, aber über die schöne Wasserrillenplatte oben hinaus, rann es schon richtig herunter. Ab hier stand eigentlich alles unter Wasser, kein trockener Fleck mehr erkennbar. Zusammen mit den kalten Fingern eine recht ungemütliche Mischung. Ich stehe im "überdachten" 3. Stand buchstäblich im Regen. Das Tropfwasser rinnt mir unten aus den Hosenbeinen in die Kletterschuhe rein. Die Regenjacken haben wir sowieso beim Einstieg unten angezogen. SL 3 und 4 waren gerade noch so kletterbar, weil ziemlich rau (trocken offenbar ein Hochgenuss, steil für den Schwierigkeitsgrad 5 und tw. herrliche Wasserrillen). Der enge Hakenabstand ermöglicht halbwegs sicheres Klettern auch unter diesen Bedingungen, die Cams nutzen wir dennoch dazwischen. Die Stände doppelt gebohrt mit Abseilringen - die brauchen wir sicher noch, wie´s ausschaut, "aber die nächste SL schauen wir uns noch an", vielleicht wird's besser! Schlüssel-SL 5: sausteil 5+ und 6, aber sehr eng gesichert und mit viel Engagement, Hakenhilfe, Cams und doch auch ein wenig Moral gerade noch zu biegen für mich. Der Vorsteiger knirscht mit den Zähnen vor Anstrengung, der Sicherer am Stand klappert damit - vor Kälte. Mit herrlich rauer Rillenplatte geht's weiter. Roni verschwindet wie immer nach einigen Kletterzügen im Nebel. Die 7. SL geht im Zickzack höher, der Hangel erfordert Kraft und Vertrauen auf die Schuhreibung. Doppelseiltechnik wird empfohlen! Die Kletterei wird immer schöner. In der 8. SL wieder geile Wasserrillen - allerdings nimmt der kalte Wind zu und die Absicherung wird ein wenig weiter. Wenn die 9. SL nicht überraschender Weise trocken gewesen wäre, hätten wir keine Chance gehabt. Sehr glatte und steile Platten, gilt es trickreich und einfühlsam zu überwinden, schon mal 7-8 Meter zum nächsten Haken. Das fordert mehr Nerven als alles bisher. Die vorletzte Länge kann als genial bezeichnet werden. Steil schlängelt sie sich durch die kletterbaren Strukturen. Die Letzte war dann eine Art Flucht vor dem eisigen Sturm. Recht schwer für 4+, aber das haben wir nicht mehr so genau wahrgenommen. Oben rasch alles zusammenkramen und abwärts zur Häuselhornrinne. Stein mit Aufschrift "Abseiler". Funktioniert gut - endlich windstill! Weiter unten versperrt uns ein steiles Schneefeld den Weg. Ohne Steigeisen unmöglich, selbst mit Grödeln sinnlos - aber die lagen eh beim Einstieg. Also opferten wir eine Köpfl-Bandschlinge und seilten an der weiter ab. Unten dann gut markiert, aber über etwas heikle, weil auch nasse Schrofen zurück zum Rucksackdepot am Wandfuß.
Auf dem Weg zum Auto küsst uns die Sonne, die blöde Kuh! Dort waren wir recht schlapp und verspannt, vielleicht sogar ein wenig müde, aber es hat sich wieder mal ausgezahlt, die Zähne zusammen zu beißen - wie immer halt!
ps: Roni hat beim Heimfahren einen Hasen erlegt, und der seinen Scheinwerfer. Nicht auszudenken, wenn die Route "Wildschweinalarm" geheißen hätte.
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