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Toureninfo:

"Stangenwand SW-Wand"
begangen von Peter am 2019-06-12
Gebiet:
Hochschwab
Berg:
Stangenwand
Schwierigkeit:
5- (obl)
Exposition:
SW
Absicherung:
alpin
Zusätzliche Angaben:
Wir fuhren zum Bodenbauer, denn wir wollten zur Stangenwand.
Mir war klar, wie mühsam der Zu- und Abstieg werden würde.
Es wurde diesmal aber noch mühsamer.
Es gab aufgrund des schneereichen Winters im oberen Teil des Zustiegs, in dem schlucht- bzw. rinnenartigen Zustiegsgelände auf etwa 150 m einmal ein durchgehendes Schneefeld, hartgepresster Schnee, wo zumindest Markus nicht weitergekommen wäre.
Ich hatte zumindest meine Spikes dabei und hätte es in Kombination mit meinen Stöcken ev. probieren können.
Markus sah dann aber am Beginn des Schneefelds, dass rechts ein Weg weiter und hinauf führte.
So konnten wir dieses lange und die Rinne komplett ausfüllende Schneefeld großräumig umgehen und mussten weiter oben nur noch einmal ein größeres Schneefeld queren und ganz zuletzt noch über ein weiteres Schneefeld zum Einstieg am Fuß einer langen, nach links ziehenden Rampe zusteigen. Die Gedenktafel am Einstieg war unterhalb des Schnees und nicht zu sehen.

Die Tour wollt ich (wie auch den Stanglpfeiler, der noch Projekt ist) schon jahrelang klettern, da sie ein Klassiker in einer für mich faszinierenden Wand und sehr alpin abgesichert ist.
Ist aus dem Jahr 1903 (Kaltenbrunner und Frh. v. Saar), hat 13 SL und anschließend noch etwa 100 m Ausstiegsschrofen bis zur Hochfläche, die man ungesichert (aber anstrengend…) gehen kann, 5- (obl) (meist zw 4 und 5-).

Da Markus sich klettermäßig eher im Alpinen zuhause fühlt denn in den hohen Schwierigkeiten, war dies jetzt eine gute Möglichkeit, das Projekt zu realisieren.

Die Tour wurde bislang noch nicht saniert und wird kaum noch geklettert. Die Stände sind größtenteils NH-Stände.

Nachdem 2017 alle Stände des Stanglpfeilers saniert worden sind, hatten wir die ersten 3 SL (da laufen beide Touren ident) gebohrte Stände.
Der Stand nach der 1. und der 5. SL ist ein gebohrter Stand der Route Made in Styria. Am 5. Stand sind wir allerdings vorbeigeklettert, da dies in unserer Tourenbeschreibung empfohlen wurde.
Danach gabs nur noch einen gebohrten Stand, nämlich jenen nach der 10. SL, da dort der Stanglpfeiler und die SW-Wand sich noch einmal berühren.

Sonst meist NH-Stände, immer mit zumindest 2 NH oder wenigstens einer guten SU.

Die Zwischenhaken waren eigentlich auch immer NH und sehr spärlich gesät, oft so ein bis zwei NH pro SL, in den ganz leichten SL (2-3) aber auch gar keine Zwischensicherung.

Ich hatte im Vorfeld in einem Bericht von Christian Leitinger (quasi der Hausmeister des Hochschwabs) gelesen, dass sie bei einer Begehung der Tour im Oktober 2018 die meisten NH nachgeschlagen haben, 2 Standhaken ersetzt haben (NH) und eine SU und eine Klemmblockschlinge ausgetauscht haben, was mir auch Zuversicht gab, dass die Haken nicht locker sein würden.

Außerdem hatte ich das einzige vorhandene gscheite Topo dabei, jenes vom Schallführer, Genusskletteratlas Österreich Ost, 2005, Bd. 2, Stmk., plus eine gute Beschreibung jeder einzelnen SL von gbl-outdoor.com (letztere lässt sich online leicht finden).
Beides urwichtig! Wir gingen beides vergleichend auch am Vorabend SL für SL durch.
Übrigens kommt nächstes Jahr nach 30 Jahren (!) endlich ein neuer Hochschwab-Führer raus, wo ich mit einem neuen, ev. aktualisierten Topo rechne.

Als mobile Sicherungen hatten wir mittlere Keile dabei (brauchten wir tlw.) und bzgl. Cams empfehle ist einen kompletten Satz, also 0,3 bis inkl. 3.

Nachfolgend eine sehr detaillierte Beschreibung der einzelnen SL:

Beim Einstieg angelangt (die dort ansetzende, nach links in Richtung eines großen Köpfls ziehende Rampe ist von etwas weiter weg sehr gut zu sehen), stieg Markus die 1. SL (2-3) vor und fand bald den gebohrten Stand der kreuzenden Made in Styria.

Die 2. SL, 4, war ich dran und die ging auch ganz gut, obwohl ich zwischenzeitlich nicht ganz sicher war, wo ich nach oben musste…
Wieder BH-Stand.
Hatte die ganze Zeit nur im Kopf, ja die Wegfindung richtig zu machen.
War ja praktisch nix an Zwischensicherungen, d.h. Wegspuren und Topo bzw. Beschreibung waren meine ständigen Orientierungspunkte.

3. SL wieder Markus voran, 2-3, weiter die Rampe rauf, fand die Verschneidung, diese rauf und dann auch alsbald den gebohrten Stand.

In der 4. SL, ich stieg vor, dann für mich die mental schwierigste SL des Tages.
Nur 2-3, und sollte 40 m lang sein.
Es ging erstmals nach rechts.
Ich kletterte wie beschrieben nach oben, war mir aber nicht sicher, ob ich bis ganz rauf musste, bis dahin, wo eine steile glatte Wandflucht ansetzte, unter der man ev. weiter nach rechts queren konnte, oder ob ich tiefer nach rechts gehörte.
Hatte ziemlich Angst in der SL, am falschen Weg zu sein und war entsprechend angespannt.

Letztlich hab ichs schräg nach rechts und dann immer höher steigend angelegt. Wobei Markus mir später sagte, ich solle mich von der Wegfindung nicht fertig machen lassen, ich würde das schon gut machen und die SL habe gestimmt, ich hätte nur (früher) weiter rauf müssen, da ganz oben angeblich eine ausgetretene Spur nach rechts führte.
Ich jedenfalls war zuletzt ganz oben am Beginn der steilen Wandflucht, und da musste ich dann, um weiter nach rechts zu queren, ca. 2 m abklettern, um so zu relativ easy Gehgelände zu kommen.

Ich kletterte allerdings mehr als die angegebenen 35 (Topo) bzw. 40 m (Beschreibung), sondern mehr als 50 m, etwa ca. 52 – 53 m schätze ich und fand dann auch nicht den NH-Stand bzw. ein angeblich dort befindliches Köpfl, sondern eine einzelne silberne BH-Lasche am Beginn jener steilen Wand und war froh, zumindest das gefunden zu haben und machte dort Stand.
Bis jetzt weiß ich nicht, zu welcher Tour der BH gehört.
Der Stand der Made in Styria ist (im Aufstiegssinn) jedenfalls ca. 15 m weiter rechts.

Möglicherweise hätte ich den NH-Stand gefunden, wenn ich früher bis ganz rauf geklettert wäre, da wo Markus den ausgetretenen Pfad sah. In diesem Fall wäre der NH-Stand noch vor dem 2 m-Abklettern zu finden gewesen.
Könnte sein.

Die 5. SL, wieder 2-3, führte wieder Markus und ging weiter nach rechts, bis zum Made in Styria-Stand und dann noch weiter bis in den äußerst rechten Kamin hinein, wo er zwar keine 2 NH fand, so wie in der Beschreibung erwähnt, aber eine große, gute SU. Ich glaube, er stieg von meiner Stand-Lasche weniger als 30 m bis in den Kamin vor.

Danach kletterte ich die 6. SL, 4.
M. legte vom Stand aus gleich als erste Sicherung einen 3er-Cam, der gut war, da es dort am Beginn sehr steil weggeht.
Kletterte den Kamin rauf und wie im Topo und der Beschreibung empfohlen, stieg ich nach 15 m (eher etwas früher) nach links raus und fand kurz darauf den Stand (auf Absatz), den ich überkletterte (war erst etwa 15 m weit geklettert) und den nächsten Kamin (schräg nach rechts, offiziell 7. SL) weiter.
Wie in der Beschreibung vermerkt, kletterte ich nach dem großen, alten Seilstück, das bald daherkam, nach rechts raus.
Machte aber dann fälschlicherweise kurz darauf an einem NH (den ich mit einem Cam verbesserte) Stand. Hier war noch nicht mal 30 m Seil verbraucht.
In Wahrheit hätte ich hier noch etwa 10 – 20 m nach schräg rechts rauf weiterklettern müssen (genaue Distanz unklar), da dann ein NH-Stand mit 2 NH daherkommt (weit links, vielleicht 15 m weit, ist dort übrigens auch ein BH Stand).
Bin also die 6. und ca. die Hälfte der 7. SL geklettert.

So kletterte Markus die zweite Hälfte der 7. SL fertig und danach einfach schräg re. weiter über eine gestufte Rampe und kletterte fast das Seil aus, fand aber rechtzeitig vor dessen Ende (schätze mind. 55 m geklettert) in einem Geröllkessel links den Stand nach der 8.SL bei einer SU unter einer Verschneidung. Der Stand war so wie beschrieben gleich bei einem kleinen, tiefen Schacht.
War sehr happy, als ich nachkam, die Stand-SU vorhanden war und der Schacht daneben, da wir damit den Beweis hatten, genau richtig unterwegs zu sein…

Ich musste dann in der 9. SL, 4, nicht diese Verschneidung hoch, sondern (wichtig!) nach schräg links weg, über einen Riss zu einer plattenartigen Passage und weiter schräg links haltend, kam ich dann rauf zu einem Absatz mit 2 NH unter einer recht steilen Verschneidung.

Diese Verschneidung war der Hauptteil der 1. Schlüssellänge (5-, 10.SL).
35 m Verschneidung, der Beginn wird etwas über links geklettert, um so in die Verschneidung hineinzukommen. 1. NH ist nicht zu sehen und sehr hoch. Man sollte vorher unbedingt was legen. Markus übersah im Verlauf der SL 2 NH (in dieser SL gabs die meisten Haken der ganzen Tour, ca. 5), er legte viel, nahm vom Gelegten aber immer wieder auch was mit und gelangt zu dem Absatz, wo sich der gemeinsame gebohrte Stand mit dem Stanglpfeiler befindet.

Ich kam nach (coole klassische Länge!) und steige die 11. SL, 4+, vor, wo ich anfangs beim Wandbuch vorbeikomme. In der Metallkassette ist ein völlig nasses, aufgeweichtes Wandbuch… kann man vergessen…
Danach steilt es sich auf und es kommt ein enger Kamin, durch den ich mich rauframpfe (rücklings!), wieder heraussteige und weiter schräg nach re. oben klettere und zuletzt den Stand an 2 NH unterhalb von 2 Rissen erreiche.
Zuerst sehe ich den 2. Stand-NH nicht und baue zusätzlich einen KK und einen kleinen Cam als Standsicherung ein, die ich auch nach Finden und Miteinbeziehen des 2. NH in der Standkonstruktion belasse.

Wichtig ist, am Beginn der 12. SL nicht den Riss gerade nach oben zu klettern, sondern jenen Riss, der schräg nach rechts weggeht. Man sieht re. oben auch einen recht großen NH, der den Weg vorgibt!
Dies ist die 2. Schlüssellänge (5-), die wieder Markus führt.
Der Einstiegsriss ist etwas unangenehm. Nach dem ersten NH empfiehlt es sich, noch aufs spitze Podest rechts des NH raufzusteigen, um knapp über diesem ersten NH nach links rausklettern zu können!!

Dann weiter nach oben bis man unter der steilen Schinko-Ausstiegsriss-Variante ist (NH im Riss sichtbar). Dort muss man noch kurz nach rechts zu Stand bei 3 NH!
Markus hat hier kurzzeitig die Übersicht verloren und wollte den Schinkoriss (6+) weiterklettern, da er dachte, noch um einiges unterhalb dieses Risses zu sein und sah erst, weil er noch rechts einen Klemmkeil legen wollte, dass rechts schon der Stand ist…

Ich kam nach und es folgte die letzte SL.
Es ging hier nach rechts, man muss gleich etwa 1,5 m abklettern.
Es gab nach einigen Metern eine hilfreiche, lange Reepschnur, die in der Wand hing und in deren Mitte man eine Exe als Sicherung einhängen konnte.
Dann ausgesetzt weitergequert (4), um die Kante herumgeklettert und dann nach oben, bis ich in leichtem Gelände einen NH fand (vielleicht der einzige heute, der sich bewegte), an dem ich dann mithilfe meiner zwei kleinsten Cams Stand machte.

Markus kam nach, kletterte nach Shakehands noch einige Meter weiter nach oben in sicheres, flaches Gelände und zog dann das Seil ein und ich kam nach.
Dort banden wir uns aus, schossen die Halbseile auf und gingen noch ca. 100 m nach links oben querend weiter, oben dann relativ eben unterhalb des obersten Wandgürtels entlang, vorbei an einem markanten Kamin, bis der Wandaufbau leichter wurde und man ca. im 1.-2. Grad auf die Hochfläche aussteigen konnte.

Den Abstieg nahmen wir wieder in einem halbrunden Bogen nach Nordosten gehend und dann bald den Steinmännern folgend, über den Wanderweg gehend, vorbei an der auch Markus beeindruckenden Westwand, wieder runter über die lange Geröllphase und ein am Ende noch zu querendes Schneefeld an der Kante nach der Westwand, rüber zum Rucksack-Depot, etwa 100 Meter unterhalb des Einstiegs.

Zusammenfassend würd ich sagen, dass der Fels nicht immer ganz zuverlässig ist, aber das ist von der Stangenwand ja bekannt.
Die Tour selbst fand ich auch nicht berauschend. Halt eine sehr alpin abgesicherte, alte Tour mit klassischer Wegführung, immer die Schwachstellen der Wand suchend.
Aber dennoch hat es mir sehr getaugt, die Stangenwand übt wie gesagt eine Faszination auf mich aus, die Wegfindung hat die Tour für mich superspannend gemacht und Markus war während des ganzen Tages viel gelassener als ich.
Zuerst bei den Schneefeldern, die er beim Runtergehen (ohne Stöcke!) sogar abgerutscht ist! Hätt ich mich nie getraut.
Überhaupt ist er beim Abstieg den Berg teilweise runtergelaufen mit einem mehr als 10 kg Rucksack am Rücken.
Teilweise wollte er vor der SL nicht mal den Text der Beschreibung lesen. Sowas könnte sich natürlich auch mal rächen.

Etwa nach einem Drittel der Tour wurde der Wind immer stärker und ich kletterte oben mit Kurzarm- und Langarmshirt plus Softshell und Haube. Der wolkenlose Himmel der Frühe war verschwunden und es war großteils bedeckt.

Wir brauchten für den Zustieg 2,5 Std (mit Schneefeldern), für die Tour genau 6 Stunden und für den Abstieg mit Pausen und Schneefeldern knapp 2 h 45 min.

Als wir wieder beim Auto waren, war es für meine Verhältnisse noch gar nicht spät (ca. 19.30).
Der Bodenbauer hatte Ruhetag und wir fuhren aus dem Tal raus und der einzige geöffnete Gasthof war der Ilgnerhof, wo wir noch ein sehr feines Essen (Tipp: Bergsteigertorte!) bekamen.
Der Wirt ist supernett und entgegenkommend!

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