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Toureninfo:

"Steinerweg"
begangen von Peter am 2018-09-09
Gebiet:
Dachstein
Berg:
Dachstein Südwand
Schwierigkeit:
5+ (5- obl.)
Exposition:
S
Absicherung:
BH + NH, Stände gebohrt
Zusätzliche Angaben:
Seit mehr als 10 Jahren träumte ich vom Steinerweg und jetzt ist er gemeinsam mit Peter K. tatsächlich in Erfüllung gegangen!

Eine Tour mit viel Geschichte und eine der berühmtesten Touren in den Ostalpen.
Die Steiner-Brüder sind schon 1909 durch diese mächtige Wand geklettert (nachdem sie die Tour bis in Wandmitte sowohl von oben als auch von unten erkundet hatten) und zwar in nur 5 Stunden!
Legendär ist die Geschichte von der Unterbrechungsstelle am Steinerband, wo Franz seinen vorsteigenden Bruder Irg mit einem extra mitgenommenen Stock an die Wand gedrückt haben soll.
Direkt vor dieser Stelle erinnert ein solcher Stab, der in einer Nische am Steinerband montiert wurde, an diese Begebenheit.
Die Tour folgt zwei logischen Linien, eine im unteren und eine im oberen Bereich und diese werden durch Querungsbänder (Steinerband oder Salzburgerband) miteinander verbunden.
Viel Kamin-, Riss- und Verschneidungskletterei, bis zum Schluchtüberhang größtenteils sehr gutes Gestein.

27 Seillängen, ca. 700 m Wandhöhe, knapp 1000 Klettermeter, ein heikles Schneefeld am Einstieg, Ausstieg auf fast 3000 m Höhe.
Die Tour ist mit 5+ (5- obl.) ziemlich genau bewertet, wobei die Schlüsselstelle frei geklettert etwa 6 ist.

Die Absicherung ist alpin. Oft etwa 5 m Abstände, Zwischenhaken sowohl an BH als auch NH. Die leichteren SL sind weit oder gar nicht gesichert.
Trotzdem glaub ich, dass die Tour für den Dachstein und vor allem für ihre Dimension gut abgesichert ist.
Die vielen 4er-SL sind klassisch bewertet, also nicht zu unterschätzen.
Wer die alten Touren am Peilstein kennt, wird wissen, welche Vierer-Seillängen einen in der Tour erwarten.
Die Stände sind alle gebohrt und erlauben bis nach der (wenn ich nicht irre) 19. SL einen Rückzug (Abseilring)!

Wir schliefen auf der Südwandhütte auf 1900 m (wieder mal fast nichts geschlafen im Lager trotz Ohropax, dafür um kurz nach halb vier aufgestanden) und stiegen ab 5.10 Uhr im Dunklen zu.
Zwei weitere Seilschaften, eine tschechische und eine junge österreichische, hatten den Weg an diesem Tag auch vor.
Die Tschechen waren schon um 4.30 losgezogen und nur als kleiner Lichtpunkt weit vor uns zu erkennen. Die beiden Jungen waren kurz nach uns gestartet.

Dieser Zustieg hat mich zweifeln lassen, ob ich die Tour überhaupt klettern würde können, da ich schon nach kurzer Zeit komplett ausgepumpt war.
Die Wahrheit war aber, dass uns der junge Grazer und der junge Wiener, die sehr schnell unterwegs waren, bald überholt hatten und Peter, mein Kletterpartner, mit den beiden anfangs etwas mitzog.

Nach Tempoverlangsamung gings aber dann besser (brauchten dann eh nur 5 min. länger als in div. Beschreibungen veranschlagt ist).

Die Höhe war halt ein wichtiges Thema und die hab ich am Zustieg und am Plattendach (Steigen ohne Pause) sehr gespürt. Musste immer wieder stehenbleiben und durchatmen.

Wir konnten das Schneefeld am Wandfuß von unten umgehen.
Der Schnee war in der Früh sehr hart und mit Zustiegsschuhen hätt ich mir eine Querung des Schneefelds definitiv nicht getraut (die Chainsen-Spikes hatten wir nach Rat des Hüttenwirts und Absprache mit den anderen Steinerweg-Aspiranten in der Hütte gelassen).
Es waren auch keine Trittspuren im Schneefeld zu erkennen.

Bis zum Anseilplatz nach der 30 – 40 m langen 2er Links-Querung auf Band (davor je nach Schneelage vom Wandfuß 10 – 15 m nach oben im 3. Grad) kann man seilfrei gehen.

Wir stiegen als Letzte in die Tour ein.
In der 60 m-Verschneidung kann man dann gleich sehen, was auf einen in dieser Tour zukommt. Kompaktes, gutes Gestein, klassisches Klettern im klassischen 4. Grad. Eher weit gesichert, aber mit Möglichkeiten, etwas dazuzulegen.

In der Dachl-Eck-SL, die ich vorstieg (5. SL), hatten wir die größten Probleme an diesem Tag: Ich legte einen 3er Friend, den Peter nicht mehr rausbekam und zusätzlich versuchte ich die moderne Linienführung in dieser SL zu klettern (nach dem Riss nicht mehr 3 m abklettern, sondern direkt gerade rauf zu BH).
Aber irgendwas hab ich da falsch interpretiert, denn ich fand mich im ungesicherten 5er-Gelände wieder, konnte dann jedoch mithilfe eines Linkcams noch zum nächsten Stand queren.

Konditionell extrem anstrengend war für mich nochmals das Plattendach (ca 100 m lang), wo wir seilfrei (SG 1 bis max. 3-) drübergeklettert sind. Dieses Plattendach sollte man auf oder nahe der untersten Schichtstufe gehen/klettern.
Auch da waren wir aber eigentlich schnell. Wir überholten am Ende des Plattendachs auch die tschechische Seilschaft, die dort am oberen Ende sicherte.

Vom Einstieg bis zum Ende des Plattendaches brauchten wir 1 h 55 min (ca. 10 – 15 min Zeitverlust in der 5. SL).
In der Literatur wird angegeben, dass der ungefähre Richtwert bis zum Dachgiebel 1,5 Std. beträgt.

Direkt nach dem Plattendach legte ich die 10. und die 11. SL zusammen (jeweils 4 und je 25 m), was gut ging. Keine Haken in der 11. SL (Rissverschneidung) und nicht ohne, auch hier kann man aber immer wieder mal was legen!

Die 12. (4+) und die 13. SL (4) waren etwas besser gesichert und führten uns hinauf zum Steinerband.
Dieses ist eine etwa 70 m lange, sehr coole Querung, tlw. kriechend zurückzulegen und sehr ausgesetzt.
Sind das Band in 3 SL geklettert sind… 15 m, 45 m, plus Unterbrecherstelle ca. 10 m,… wurde im Topo so empfohlen, man könnte hier mit entsprechend langen Seilen aber sicher zusammenlegen.
Die Unterbrechungsstelle am Ende ist kurz, mit 2 Normalhaken gut gesichert und nicht allzu schwer (ca. 5+),… eigentlich nur ein schwererer Zug.

Danach der Steinerkamin (16.SL).
4+, wer klassische Kaminkletterei mag, wird sich wohlfühlen. Mobil legen auch hier sinnvoll, da wenig Sicherungen vorhanden.
Die vor uns kletternden jungen Österreicher bogen nach der Unterbrecherstelle zu früh in den Steinerkamin ab. Wichtig, erst den zweiten Abzweiger nach der Unterbrechung nach oben nehmen oder anders gesagt, bis zum nächsten deutlich erkennbaren Stand queren und erst dann nach oben.

Zwischen der 17. und 18. SL (Piazriss, 4), die beiden SL legten wir zusammen, überholten wir dann die jungen Kletterer.

Die 19. SL (glatte Wasserverschneidung, 4+), ist anspruchsvoll und verhältnismäßig gut gesichert. Die ist auch kräftemäßig ziemlich reingegangen, was ich mich erinnere.

Das zweite Mal an diesem Tag hatten wir in der 20. SL (4+) Wegfindungsprobleme (gelber Riss mit Klemmblock), auch eine anspruchsvolle SL, aber wenig abgesichert und insofern nicht ganz leicht zu finden.
Begehungsspuren beachten!
Wichtig ist, dass man sich im oberen Teil leicht rechts orientiert (in der steilen Rampe ein schwer zu sehender BH).
Peter hat hier im Vorstieg sehr viel gelegt und dabei sind ihm 3 Klemmkeile aus dem Karabiner gerutscht.
2 davon wurden von den Nachkommenden wiedergefunden!

Danach hab ich die 21. und 22. SL wieder zusammengelegt, was sich mit 60 m-Halbseilen locker ausgeht.
Der Schluchtüberhang in der 22. SL (Schlüsselstelle der Tour) ist nach heutigen Maßstäben etwa 6 und gelang mir im Vorstieg erfreulicherweise RP.
Schlechte Griffe,… an marginalen Tritten höherspreizen war bei mir die Lösung.
Lässt sich aber auch gut A0 klettern (SU plus BH).
Hat mich sehr an den Ausstieg der schweren SL der Stadler-Kröttlinger Risse in der Blechmauer/Rax erinnert.

SL 23 und 24, jeweils SG 3 und je 25 m, haben wir wieder zusammengelegt.
Wichtig: In SL 23 bis zum Beginn der Gipfelschlucht nach oben, dann aber sofort nach links auf ein Band hinaus zu Stand. Danach weiter leicht schräg links nach oben. Den Stand nach der 24. SL (BH und NH) zu finden war nicht ganz einfach.

Danach die letzte anspruchsvolle, 25. SL, 4, mit einem Rissüberhang am Schluss.
Auch diese SL fand ich im Vorstieg von der Wegfindung nicht ganz leicht.
Wenn man links einen alten NH Stand sieht, ist man noch nicht auf Höhe des Standes, sondern muss dann erst in den Riss hineinklettern und über den Überhang drüber!

Danach noch einmal Wegfindung:
In der 26. SL (3) auf dem Bändchen für knapp 10 m nach rechts und danach sofort nach leicht links über einen blockigen Riss nach oben klettern!
Zuletzt noch eine SL (2-3) im gestuften Gelände nach oben und über rechts auf den Westgrat aussteigen. Stand an den Klettersteigsicherungen.

Eingestiegen sind wir um 7.15 und ausgestiegen um 15.00 Uhr.
So erreichten wir nach Abstieg über Gipfel und dann den oberen Teil des Randkluftsteigs und über den Schulteranstieg und nach dem weiteren Rückweg über den Gletscher noch rechtzeitig die Seilbahn hinunter ins Tal (vorletzte reguläre Seilbahn um 17.00 Uhr).

Sofern die Seilbahn benutzt wird, sollte das Mautticket in der Klettertour dabei sein und bei der Bergstation der Seilbahn entwertet werden.
Dann spart man sich bei der Ausfahrt die Mautgebühr!

Wir verwendeten primär das Topo vom Longlines-Buch von Adi Stocker (Topo ist von Klaus Hoi und nach der Sanierung 2009 entstanden).
Die SL-Angaben in diesem Bericht stimmen mit dem Longlines-Topo überein!
Sehr empfehlenswertes Topo!
Ein weiteres gutes Topo ist jenes auf mountain-unlimited.com, auch von Hoi. Auch das Schall-Topo ist gut, jedoch vor der Sanierung entstanden.

Resumée:

Vor allem konditionell sehr fordernde Klettertour (Höhe).
Genug zu trinken mitnehmen. Ich hatte 2 l mit, was an diesem nicht sehr heißen Tag gut gepasst hat.
Wegfindung meist nicht allzu schwer und recht logisch.
Dennoch ist gutes Routenstudium bzw. Berichte lesen im Vorfeld definitiv anzuraten.
Früh starten. Am besten noch in der Dunkelheit zusteigen, jedoch würde ich bei Tageslicht in die Tour starten.
Wenn man das Schneefeld nicht umgehen kann (ev. Auskunft beim Wirt der Südwandhütte einholen), sind Leichtsteigeisen oder Spikes wirklich anzuraten.

Mobiles Zeug:
Kurze und lange Bandschlingen
Mittl. Klemmkeilset und mittleres Cam-Sortiment inkl. eines 3er Friends.

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