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Toureninfo:

"Maixkante"
begangen von Bernhard am 2018-09-11
Gebiet:
Dachstein
Berg:
Hohes Dirndl
Schwierigkeit:
6
Exposition:
S
Absicherung:
BH - anspruchsvoll
Zusätzliche Angaben:
Seit fast 10 Jahren schon steht diese große Dachsteintour ganz oben auf der Wunschliste. Bei perfekten Spätsommerbedingungen ging er gemeinsam mit Jakob und Raoul in einer Dreierseilschaft in Erfüllung.
Zur Route allgemein: Lang und alpinistisch anspruchsvoll. Die eine 6er Stelle ist eng gesichert, die 4er sind fordernd, weil steil und nicht überall ganz fest. Gut mobil zwischen den weiteren BH Abständen zu sichern, das sollte aber flott gehen. Die SL haben moderate Längen, die Stände sind zumeist gemütlich. Von 15 bis 17 erschwerte Orientierung, weil keine Haken. Das Abseilen vom Westgrat geht mit 60er Seilen gut auf zwei Mal, Achtung auf die Randkluft!
Wir kamen erst spät in der Südwandhütte an, gerade noch Zeit die Elektrolytspeicher zu füllen, während der Rest der Hütte schon schlief. Obwohl Wochentag, waren wir nicht die einzigen, die (05.15) in noch tiefer Finsternis starteten und auch nicht die einzigen, die im Zustiegsweggewirr durch den Schotter ein wenig herumsuchten. Zugegebener Weise nicht ganz ohne Schadenfreude stellten wir fest, dass auch der ungemein unsympathische Bergführer von der Hütte mit seinen beiden Kunden hier herumirrte. Bei einsetzender Dämmerung klärte sich die Orientierung rasch und wir realisierten erstmals die Südwände, die uns in der mondlosen Nacht bisher verborgen geblieben waren. Die Dirndlschlucht ist nicht zu verfehlen, der harte Altschnee war kein Problem. Wir mussten nur ein paar Meter unten im Schrund entlang und einen kleinen Absatz hinaufklettern, gleich unterhalb des ersten BH, etwa 50 Meter nach Schluchtbeginn. Als wir einbanden, erreichten uns zwei wilde alpine Gesellen in schrägen Klamotten und deformierten Helmen, die wir nach vorne winkten. Die waren dann auch wirklich flott, mit unbändigem Drang nach oben, wenn auch nicht immer in der Route. Gleich nach dem allerersten BH war einer viel zu schnell für die starke Linkskurve und zischte in die aufsteilenden, brüchigen Platten hoch - zurück dann langsamer. Die nächsten SL gingen sie am laufenden Seil, irgendwie, bevor sie in der 6. SL weit abseits der Route außer Sicht gerieten.
Jakob war anfangs vorne, zeigte dann nahezu verbissenen Willen zum Vorstieg und war von mir gerade mal von der 10. bis zur 16. SL vom vorderen Ende zu verdrängen. Ob ihn der Führungsanspruch motivierte, oder das Privileg keinen der beiden schweren Rucksäcke zu tragen (weil da musste ja jede Menge Trinken rein und richtige Jause, weil Müsliriegel reichen den Herren ja nicht...) blieb unklar, vermutlich wollte er einfach auf die Tube drücken, um die Gondel zu erreichen. Jedenfalls können wir verbuchen - um ein wenig vorzugreifen - als eine von wenigen Seilschaften vor uns, mehr als einen Liter Flüssigkeit und drei gefüllte Weckerl durch die Wand geschleppt und unberührt wieder ins Tal gebracht zu haben.
Die 1. SL also ein wenig bröselig und: links abbiegen nicht vergessen! 3. SL eine der anspruchsvollsten der Tour schon, knifflige Plattenstelle, dann spannender und ausgesetzter Quergang, dann steil, exponiert und anstrengend zum Stand. Jakob zeigt schon, dass er gut drauf ist heute - nicht allen geht es so. Noch nicht, es wird besser... Quergang nach rechts, steil nach oben, dann gemütlich zum Stand. Eine steile Verschneidung folgt, zwar gestuft aber mit Abdrängungstendenzen. 7. SL plattig, dann wird´s enger. Spaltförmige Risse, verschneidungsartige Kamine, klamme steilhöhlenförmige Felsfalten, eben alles was das deskriptive Klettervokabular diesbezüglich hergibt. In der 10. SL darf ich nach vorne. Die Schlüssel-SL löst sich gut auf, ist eng gesichert und unterscheidet sich kaum von den eben zurückgelegten Metern. Am Ende eng, rechts halten, nicht vom Schlingenzeug links oben verlocken lassen, das ist ein Verhauerstand. Noch enger weiter zu einem gemütlichen Plateau, auf dem wir erstmals die Sonne genießen - und leider auch ein wenig zu bummeln beginnen. Der 100 Meter Kamin schaut brachial aus von unten, sausteil und wenig einladend. Anfangs klettert er sich aber eh versöhnlich, anfangs, mit der Zeit dann so wie er aussieht, sausteil, wenig einladend, na ja, brachial gerade nicht, aber doch so, dass die Nachsteiger, die erst ob der Langsamkeit des Vorsteigers mehr oder weniger dezent gemurrt haben, wieder milder gestimmt waren. Kletterer wissen wovon ich spreche. In der 15. SL zieht uns ein BH an, weit links am Band. Es geht äußerst unangenehm brüchig ums Eck, danach finde ich einen BH/NH Stand. Wir sind uns nicht sicher, ob wir nicht besser gleich gerade höher hätten steigen sollen. Von hier in moderaten Schwierigkeiten wieder gerade rauf, rechts-links Kombination über eine steile Platte mit dubioser Piazschuppe und dann eine Gehgeländerampe nach links. Standbau an Block mit Schlinge. Jakob übernimmt wieder. Das 3er Gelände von SL 15 bis 17 ist ein wenig unübersichtlich. Stand an Cams nach 50 Metern. Letztlich führen aber alle Wege hier oben zum Stand unter der Rinne der 18. SL. Alles gut! Unterhalb des original Ausstiegskamin zweigt die neue Routenführung rechts ab. Wir realisieren eine gewisse Zeitverknappung und Jakob gibt richtig Gas durch die traumhaften, steilen, rauen, leider ein wenig wackeligen letzten 4 SL, für die wir, schon gut eingespielt, insgesamt nur eine Stunde brauchen. Hier wäre ein bewußterer Klettergenuß schon nett gewesen, aber die Länge der Route erfordert halt doch ein wenig Eile. Wir trödeln auch im Abstieg nicht. Die Abseilstelle am Westgrat oben ist leicht zu finden. Die Piste ist perfekt eingerichtet, neue Ketten und auch alte Bügel. Geht gut auf zwei Mal. Die Randkluft ist fast ganz zu, kein Problem, aber die Turnschuhträger müssen sich sensibel aus der anfangs ein wenig steilen Hartschneezone tasten. Auf dem breiten Gletscherpfad zur Seilbahnstation wirds noch einmal richtig gefährlich: Achtung rasende Ski-Doos! Das wäre der Gipfel der Ironie, nach einer deftigen Klettertour am Gletscher, Opfer eines Verkehrsunfalls zu werden. Gerade rechtzeitig, ohne Stress sind wir da zur letzten Tatfahrt um 17.20 Uhr (wie mir eine freundliche Dame gestern mitgeteilt hat). Nur...leider... seit heute fährt die Letzte um 17.10 Uhr, 30 Sekunden zu früh für uns!! Ein netter Bergführer (die gibt es auch) verhilft uns aber zu einem Ticket in der Betriebsgondel und sorgt für ein stimmiges Ende. Allerdings hätte uns wohl auch ein Fußabstieg diese epochale Granatenunternehmung nicht vermiest. Ein Tag vom Feinsten - Danke Burschen!
"Schauts owe Leit...", sagte Jakob irgendwo in der 10.SL, "...is des net genial, dass wir do auffeklettern kennan?" Genau! Und das Genialste ist, meine ich, dass wir das (eigentlich) nur gemeinsam können!

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