Toureninfo:
- Tourenname
- "60plus"
- Begehung
- begangen von Davidov am 2017-09-05
- Gebiet:
- Gesäuse
- Berg:
- Rosskuppe
- Schwierigkeit:
- 6+ (A0)
- Exposition:
- NW
- Absicherung:
- Gut BH und NH
- Zusätzliche Angaben:
- Um 10 Uhr abends gelangen wir zur Haindlkarhütte und treffen dort auf eine heitere Gesellschaft (ein Zirbal in Ehren...). Die letzten zwei Gesellen der lustigen Runde torkeln dann spät nächtens mit einer Lampe zu Tale. Wir genießen hingegen zum letzten Mal die Gastfreundschaft von Angela und Fritz, die mit Anfang Oktober ihre Pacht beenden. Ich lass mir dabei nicht die Gelegenheit zu der bekannt-hervorragenden Fritattensuppe entgehen (frische Karotten, hervorragend gewürzt, eine leichte Brise .... ok mehr dazu im Hüttengourmetblogg). Obwohl Fritz am fröhlichen Trinken beteiligt scheint, richtet er uns, als alt gedienter Wirtenveteran früh morgens, frisch und gut gelaunt den Morgentee.
Um 8 Uhr sind wir dann bereits am Einstieg der Tour und starten sofort los. Die ersten vier Seillängen gelingen uns beiden noch ganz gut, nur am Stand bibbern wir ab und zu.
Doch dann die Schlüsselstelle... Bis zum letzten Bohrhaken ist es sehr pumpig, aber technisch machbar für mich, doch beim besten Wille, schaffe ich es nicht mit der rechten Hand zum rettenden Griff zu gelangen, der schon in der letzten wallbitch-Beschreibung von Ronni vermerkt ist. Erst nach ca. 10 Versuchen, viel technischem Getrickse (Cam mit Tritschlinge) und dem Verwenden eines wackelnden Klemmblocks kann ich mich über denn Überhang ziehen. Auch Bernard folgt schnaufend und mit einiger Mühe. Ab hier ziehe ich mich bei den 6+Längen in den Nachstieg zurück.
Die folgenden Seillängen sind alle kraftig und technisch anspruchsvoll. Bernhard nutzt in der Verschneidung die historischen Sicherungsmittel um nach oben zu gelangen. Vor allem im oberen Bereich empfinden ich diese Seillänge als sehr kraftig. Genauso in der nächsten Riss-Seillänge, wobei hier ebenso die geschlagenen Haken auf jeden Fall mitzuverwenden sind. Nach kurzem Gehgelände folgt wieder eine sehr ausgesetzte nach rechts führende Seillänge. In der vorletzten 6+ Seillänge muss man ganz zu Beginn wieder einmal auf einen wackeligen Block greifen um zum rettenden Borhaken zu gelangen - der dürfte aber halten. Die letzte 6+ Seillänge ist sehr plattig und wird von Bernhard sauber geklettert, ich schaffe es nur mehr mit ein bisschen schummeln an den Haken. Noch eine letzte 5+ Seillänge zu klettern, die mir sauber gelingt und dann befinden wir uns auf der Rosskuppenkante.
Das Wetter hat sich mittlerweile, nach einigen kurzen Sonnenminuten, ziemlich mit dunklen Wolken eingezogen. Nur über Admont leuchten manchmal Sonnenspots durch die Wolken. Die Nordwände wirken jetzt düster und auf den wolkenumwaberten Gipfeln liegt etwas Schnee, wodurch sie noch mächtiger wirken. Auch der Wind zieht jetzt schon ganz schön kräftig an. Wir beeilen uns daher über die letzten Seillängen zu kommen. Die viert- und drittletzte Seillänge werden von Bernhard zusammengehängt. Auf dem Westgipfel sind wir kurz euphorisch, bevor wir uns an den Abstieg machen.... Erst um 9 Uhr abends gelangen wir zum Auto.
Die Route geht durch ihre Länge (wir waren neun Stunden in der Wand) und die vielen Seillängen im oberen sechsten Grad sehr an die Substanz. Auch jetzt, drei Tage später, spüre ich noch immer deutlich meinen Muskelkater. Mobile Sicherungsmittel sind bei der Tour auch sehr zu empfehlen. Die Kletterei ist meistens sehr kompakt, ausgesetzt und steil. Kurzum eine sehr fordernde, lange und wunderschöne Klettertour im Haindlkar.
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