Toureninfo:
- Tourenname
- "Ortler Überschreitung"
- Begehung
- begangen von Punkrowski am 2015-07-10
- Gebiet:
- Südtirol - Sulden
- Berg:
- Ortler - Hintergrad
- Schwierigkeit:
- 4, 40°
- Exposition:
- Ost
- Absicherung:
- Schlüsselstellen mit Bohrhaken
- Zusätzliche Angaben:
- Nachdem Noah und ich per Anhalter von Wien nach Südtirol gekommen sind, sollte ein 3 tägiges Schönwetterfenster uns die Ortlerüberschreitung ermöglichen. Ab Sulden steigen wir gemütlich in 2 Stunden auf circa. 2600m auf, wo sich unser Nachtquartier und Startpunkt für die Gratkletterei (Hintergradhütte) befindet. Nach einer kurzen Pause steigen wir noch circa. 500 Höhenmeter unserer morgigen Tour auf. Zum einen wollen wir die Wegbeschaffenheit erkunden, zum Anderen die Zeit zum Akklimatisieren und Üben einiger Seiltechniken nutzen. Der Tag zwischen den mächtigen Gipfeln und Gletschern der Ortlergruppe ist malerisch und wir fühlen uns einfach nur wohl. Die Nacht in der Hintergrathütte wird dann kurz und eher wenig erholsam. Um 3 Uhr Früh klingeln die ersten Wecker, und circa 20 Leute, Großteils Bergführer-Gruppen wackeln durch die Nacht in Richtung Hintergrat. Wir stapfen schlaftrunken in unserem eigenem Tempo die Schuttfelder hinauf. Wir wollen die geführten Gruppen schnell hinter uns lassen, um dem ewigen Steinschlag von Oben zu entgehen. Im Endeffekt sind aber fast alle Ortler Aspiranten in etwa gleich schnell, und ein ständiges Hin-& Her Überholen beginnt…
Nach gutmütiger Latscherei in Schutt und Firn und leichten Kletterpassagen im 2. Grad, beginnen im oberen Drittel der Tour die Schwierigkeiten. Der Grad wird zunehmend ausgesetzter und es folgen einige Schlüsselstellen, die wir Vorstieg-sichern. Den Großteil der Tour gehen wir seilfrei (unten) oder am laufenden Seil (oberer Teil). Einen alten Italiener, der sich “solo” durch die Tour bewegt, sichern wir über eine ausegesetzte 4er Stelle rauf, nachdem er uns mit “securo, securo” zu verstehen gibt, dass er hier sonst nicht weiter kommt. Merkwürdig, sich auf Touren alleine einzulassen, denen man nicht gewachsen ist und dabei andere Leute gefährdet oder zumindest aufhält. Der selbe Bergsteiger wollte mir später in einer 25m Wand ins Seil greifen, als ich gerade im Vorstieg die steile Passagen überwinden will. Noah und dem energischen Rufen einer Knittelfelder Seilschaft ist zu verdanken, dass sich der verwirrte Italiener dann doch wieder von meinem Seil wegbewegt und Schlimmeres verhindert wird.
Nach circa 6,5h Aufstieg, erreichen wir glücklich das Gipfelkreuz des Ortlers. Die Tour bis hier war abwechslungsreich, sowohl körperlich als auch psychisch. Die Ausgesetztheit und der Stress durch andere Bergsteiger verlangen uns schon einiges ab. Überwiegend sind aber die tollen Fernblicke und die traumhafte Routenführung durch diesen Alpen-Klassiker. Aber wir müssen runter auch noch. Es folgen 6h Abstieg über den Normalweg bis zur Payerhütte. Noah führt mit guter Übersicht durch die Gletscherspalten. Die teilweise schon recht weichen Brücken werden vorsichtig belastet oder die Spalten gleich übersprungen. Ich bin auf jeden Fall froh, als wir Steigeisen und Pickel im Rucksack verstauen können. Es folgen noch einige Kletterpassagen, teilweise im 2.-3- Grad zum Abklettern und schier endloses Gegenanstiege, in denen Türme wieder raufgeklettert werden, nur um auf der anderen Seite wieder absteigen zu müssen. Die Payerhütte erscheint dann nach 12,5h wie eine Oase in dieser kargen Felslandschaft und wir stärken uns mit Suppe und alk-freiem Bier. Ab jetzt sinds nur mehr 2h Abstieg über den Wanderweg nach Sulden. An der Bundesstraße angekommen, 14,5h nachdem wir die Hintergrathütte verlassen haben, sollte es wieder keine 5min dauern, ehe uns ein deutsches Ehepaar, das nach Südtirol ausgewandert ist, mitnimmt bis nach Schluderns, von wo aus uns 3 nette Mädels aufgabeln und extra bis nach Mals vor die Haustüre führen.
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