Toureninfo:
- Tourenname
- "Renaissance - 1. bis 7. SL"
- Begehung
- begangen von Bernhard am 2013-10-02
- Gebiet:
- Hochschwab
- Berg:
- Stangenwand
- Schwierigkeit:
- 7/6+A0
- Exposition:
- S
- Absicherung:
- BH - sehr fordernd!
- Zusätzliche Angaben:
- Das wichtigste zuerst: Ich stehe mit David O. um 20.30 Uhr beim Bodenbauer vor verschlossener Tür! Fürs Bier also zurück nach Thörl.
Wir hätten es uns leichter machen können, aber vor allem David wollte es unbedingt wissen. Daher Zustieg zur Stangenwand. Angenehme Wanderung, ein wenig Schotter zum Schluss. Grandioses Felspanorama im Rauchtal! Die Route ist nässeanfällig, damit rechneten wir - nicht mit Eiszapfen, die uns den ganzen Vormittag auf die Helme prasselten, nicht mit überfrorenen Platten und nicht mit Rissen, die erst eisfrei gemacht werden mussten. Auch verunsicherten uns die kopfgroßen Felsgeschoße, die mit merkwürdiger Akustik herabsausten und zumeist weit hinter uns einschlugen. Getroffen hat uns nur einmal ein münzgroßes Brösel - hat aber auch ganz schön wehgetan!
Wir lechzten nach jedem Sonnenstrahl, den uns ein einziges hartnäckiges Wölkchen stundenlang verwehrte. Schon die erste SL heftig und fordernd. Weite Abstände, verzwickte Legerei, gefühllose Finger auf kleinen Griffchen und bröseliger Fels. Ausgefroren am Stand steige ich weiter vor, David zelebriert inzwischen seine erste Fingerschmerzattacke der Saison. Steile Platte, dann alpiner Quergang mit vereisten Untergriffen und anhaltendes, steiles 7er Riss- und Piazzeug. 3. SL: David hat heuer seine Vorstiegsmoral vernachlässigt, dazu rotzt und hüstelt er… also weiterhin ich vorne. Gefinkelt, plattig, moralisch. Weil´s so gut gelaufen ist und die Sonne endlich wärmt, verschieben wir den Rückzug noch ein wenig. Übers Schuttplateau. Die 4. SL umgehen wir unabsichtlich links. Na gut, eine noch! Theoretisch leichter, nur 6-. Praktisch dieselbe Plackerei! Die nächste SL schaut auch noch einladend aus – war aber heftig, vor allem der nasse, gatschige Überhang, der aber halbwegs gut gesichert war und wir sind schon froh, dass das Eis getaut ist. Danach ein anstrengender Kaminriss.
Und weil die 50 Meter „Superplatte“ gar so verlockte, haben wir die auch noch gemacht. Allerdings habe ich noch auf kaum einer SL bisher so viele Nerven verbraucht… Steile Platten, 4-5 Meter über den Haken. Zuletzt noch ein 15 Meter Runout mit einer absurden Querung oben, auf nassen Tritten, um endlich einen Cam in einen Riss zu kriegen. Wenigstens ist hier der Fels fest und rau.
Es ist spät und der senkrechte, nasschwarze Piazriss der jetzt kommt, wirkt ein wenig abweisend – Zeit zum Abseilen. Die Stände sind gut eingerichtet, keine Schwierigkeiten.
Ein abenteuerlicher Tag, reich an Erfahrungen – und unsere Grenzen kennen wir jetzt auch wieder…
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