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Toureninfo:

"ÖAK-Steig"
begangen von WollePetry am 2024-03-30
Gebiet:
Grossofen im Höllental
Berg:
Schneeberg
Schwierigkeit:
6+
Exposition:
S-West
Absicherung:
Gut bis alpin
Zusätzliche Angaben:
Der Bericht gliedert sich in 2 Teile. Teil#1 besteht aus einer Selbst-Supervision zur Traumabewältigung des Tages. Leser, die nur an Infos zur Tour interessiert sind mögen bitte gleich zu Teil#2 übergehen.

Puh...das ist mal wieder so ein Kletterabenteuer geworden, das eigentlich hätte keines hätte werden sollen. Mit dem Jakob aus Mürzsteg sollte es der Großofen im Höllental sein. Entweder der uns beiden unbekannte "ÖAK-Steig" oder der (laut Bernhard zumindest mir...) bereits bekannte "Joe Stickler Gedächtnisweg." (Zitat Bernhard, der meine Touren-Amnesie damit erklärte:"das warst DU. Wahrscheinlich hast dus wegen dem damals herrschenden pubertären Hormonchaos vergessen...")

Ein Münzwurf sollte letzten Endes entscheiden, welche Tour es wird. Beim ÖAK Steig hatte ich schon so meine Bedenken, auf Grund der spannenden Tourenbeschreibung (folgt gleich...), aber mit Jakob als Seilpartner wusste ich auch, dass ich mich ruhig auch wieder mal in grenzen-erweiternde Bergabenteuer begeben könnte...denn der hat immer mehr als ausreichend Reserven, sowohl seiltechnisch, physisch und psychischer Gestalt, um mich letzten Endes irgendwie die Wände hochzukriegen. Da die Münze vergessen wurde, also einfach gleich zum ÖAK Steig. Der wird auf bergsteigen.com wie folgt beschrieben:

"Der durchaus lohnende und sehr steile Anstieg, wurde aufgrund seiner alpinen Absicherung kaum begangen. Nach der jünsten (sic!)Sanierung durch die Erstbegeher ist die Kletterei aber sehr empfehlenswert.
Nach dem Zustieg warten drei sehr steile, alpin angehauchte Seillängen, die zu den imposantesten und wildesten Seillängen im gesamten Großofen zählen."

...zu den imposantesten und wildesten Seillängen zählen... Also genau meines! Obwohl schon mehrmals im Großofen geklettert, finde ich weder den richtigen Zustiegsweg noch den Einstieg zur Tour, aber irgendwie schaffen wirs durch Jakobs stoischer Ruhe im Wand-Lesen doch in knapp 45min zum Einstieg. Es folgen 3 Zustiegs-Seillängen (SG ca. 4,2 & 3) ehe man bei der neu angebrachten roten Tafel "ÖAK Steig" der Erstbegeher und Sanierer ankommt. Es folgen die eigentlichen 3 Seillängen der Tour (SG 6, 6+, 6+). Die erste SL versuche ich noch im Vorstieg, quäle mich auch irgendwie bis kurz vor den Stand nach oben. Letzten Endes saugen aber die Tiefe und das schwindende Material an meinem Gurt zu sehr an der Moral, dass ein Zwischen-Stand, leider irgendwie an einer der exponiertesten Stellen des gesamten Grossofens hermuss. Die Seillänge ist an und für sich wirklich schöne Kletterei an durchwegs festem Fels (3D-Klettern ist angesagt). Die Steilheit und Exponiertheit stellen für mich aber mal wieder mehr als nur die Würze der Kletterei dar. Glücklich sehe ich zu, wie Jakob von unten nachklettert, elegant an mir vorbeitänzelt und gleich die 2. Sl souverän hintendranhängt. Am "gemütlichen" Seil-Ende gehts bei mir moralisch zumindest wieder so gut, dass ich mit allen seiltechnischen Raffinessen (meißt der Griff in die Exe) Jakob hinterherkomme. Die 3. und letzte SL der Tour startet in einem leicht überhängendem, abdrängendem Rissdach. Auch hier eine sehr kühne Kletterei, die durch liebliche Böen des heutigen Süd-Föhnsturms noch an Dramatik dazugewinnt. Jakob führt uns mit Ende der SL wieder in flacheres, bewaldetes Gelände...also so eines, wie ich es mir die letzten 2 Stunden schon gewünscht hätte. Man kann hier aus der Wand ausqueren und absteigen, oder wie wir getan, die letzten 3 SL des Joe Stickler Gedächtnisweges anhängen. Die Variante haben wir gewählt, und obwohl ich die 7+ Stelle am Anfang fast nicht mal technisch schaffe, freue ich mich, zumindest danach die 6+ Stellen frei im Vorstieg klettern zu können und in weniger alpinem Terrain wieder zu altbekannter Stärke (*Ironie*) zurückzukehren. Also tatsächlich ein versöhnliches Ende, oder wie mit Jakob philosophiert ("...die letzten 3 SL waren zum owakemman, wie der Ofen nachm Speed...oder so... :D"
Beim Abstieg dann auch noch ein kurzer Verhauer, auf der Waldinsel zwischen den 2 Schotterrinnen sind wir in die erste abgestiegen, habens dann aber bald verstanden, dass es hier ohne Abseiler kein Weiterkommen gibt. Nach ein wenig Ummadumsuchen schließlich die richtige Schotterrinne zurück zum Wandfuss und letztlich runter zu Schwarza gefunden. Toller Klettertag, der mich moralisch wieder gscheit durchgeputzt hat, aber zufrieden bei Bier und Pizza den Tag beschließen hat lassen. Danke Jakob!

Nun Teil#2:

- 7 Seillängen, wobei 1 bis 3 als Zustieg zur eigentlichen Kletterei gesehen werden. SL 3 bis 6 durchgehend steil, ausgesetzt, alpin angehaucht & konstant im 5. bis 6. Schwierigkeitsgrad. Dieser sollte zumindest in den oberen 2 Sl auch zwingend, sicher geklettert werden können. SL 7 dann im 2er Schrofen-Gelände zum Stand der Schlüssel-SL vom Joe-Stickler-Gedächtnisweg.

- Schwierigkeit 6+ (manche Stellen allerdings eher "Alpin 6+")

- Absicherung (der eigentlichen Tour): die erste Seillänge ist wirklich gut mit Bohrhaken, Normalhaken und Sanduhren abgesichert. Ich hab hier alles gehängt und bin mit 14 Exen gar nicht ausgekommen. Verlängerbare Exen sehr zu empfehlen! Seillänge 2 ist dann eher spärlich mit Bohrhaken saniert und es muss auch die eine oder andere Rostgurke verwendet werden. SL3 im steilen Rissdach mit vielen Sanduhren und vereinzelt BH gesichert. Ob die Sanduhren alle Vorstiegssturz-geeicht sind wäre fraglich. Stände alle gut redundant bzw. der letzte an einem Baum.

- Großteils kompakter Fels und schöne, klassische Kletterei

Sehr lohnenswerte Tour, die nach der Sanierung hoffentlich viele Wiederholer findet. Ein moralisch gesettelter und alpin-erfahrener Vorsteiger ist sicher von Vorteil.

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